Die Rechte von Frauen in den USA werden langsam aber sicher abgeschafft. Deutschland könnte einen ähnlichen Weg gehen. Jedenfalls ist die Familienpolitik der Bundesregierung eine Katastrophe


Proteste am Internationalen Frauentag gegen die US-Regierung

Foto: Zuma Press Wire/Imago Images


Dass der Sommer kommt, erkennt man als cis Frau unweigerlich daran, dass man zugeschüttet wird mit Ratschlägen, wie man jetzt am allerschnellsten Gewicht verlieren könnte. Abgesehen davon, dass das sowieso total daneben ist, fühlt es sich momentan doppelt quatschig an, weil: Wieso sollten wir uns ausgerechnet jetzt darum kümmern, Gewicht zu verlieren, wenn wir doch gerade dabei sind, unsere Rechte zu verlieren?

„Ist das nicht ein wenig fatalistisch?“, mögen Sie denken, und ich sage Ihnen: Nein, ist es nicht. Wer den Blick dieser Tage auf die USA richtet, sieht ganz deutlich, wie schnell so was gehen kann. Zuerst trifft es immer Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus. Dann sind alle anderen Unterdrückten dran: BIPoC, Menschen mit Behinderung,

hinderung, LGBTQ+, Kinder und alle, die von Armut betroffen sind. Wir befinden uns in einem globalen antifeministischem Backlash.US-Vizepräsident J.D. Vance sagte unlängst auf einem Marsch für Leute, die hobbymäßig Frauen ihr Recht auf körperliche und reproduktive Selbstbestimmung absprechen, dass er sich „mehr Babys“ für die USA wünsche. Man möchte ihm raten, das mit seiner Frau zu klären, aber er war hier noch nicht fertig. Denn es sei die „heilige Wahrheit, dass jedes einzelne Kind ein Wunder und ein Geschenk Gottes“ sei. Die heilige Wahrheit ist aber auch, dass das großspurig formuliert ist, für jemanden, der dabei ist, ein faschistisches Regime mit aufzubauen, das kleine Kinder abschiebt. #notallbabiesFrauenrechte sind MenschenrechteNun führt in den USA der Weg für die Frauen langsam, aber sicher zurück an den Herd, wo sie als Gebärmaschinen um ihr Wahlrecht bangen werden müssen, wenn ihr Nachname nicht mit dem auf ihrer Geburtsurkunde übereinstimmt. Und auch wenn sich das alles sehr weit weg und total unrealistisch anfühlt, macht man sich in Deutschland inzwischen doch auch Gedanken darüber, wie sicher die Justiz sein wird, die Institutionen, die Generationenprojekte der Bundesrepublik, wenn dann in ein paar Jahren die Rechtsextremen an die Macht kommen. Und ja, ich denke, dass es so kommen wird, denn um den Aufstieg der Rechten zu stoppen, bräuchte es eine progressive, innovative Sozialpolitik, zu der die Union nicht – und Friedrich Merz schon gar nicht – in der Lage ist. Und na ja, wenn wir ehrlich sind, auch nicht die SPD.Wie viel man von der neuen Regierung in Sachen Frauenpolitik erwarten darf, erkennt man schon daran, dass das Frauenministerium gerade mit dem Bildungsministerium fusioniert wurde. Dabei gäbe es viel zu tun – Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland nach wie vor rechtswidrig, es fehlen sowohl Frauenhausplätze als auch die Umsetzung der Istanbul-Konvention, die Frauen vor Gewalt schützen soll. Und da reden wir noch gar nicht über den Gender Pay Gap oder unbezahlte Care-Arbeit.Es sollten sich nun also alle fragen, in was für einer Welt sie und die Frauen in ihrem Leben in ein paar Jahren leben wollen. Und wenn man sich nur mit einem Funken seiner Fantasie vorstellen kann, dass auch hier passieren könnte, was in den USA gerade passiert, dann ist es Zeit, etwas zu tun. Und zwar nicht nur für FLINTA*, die sich sowieso schon seit Jahren ihre Füße auf Demos wund laufen. Sondern vor allem für cis Männer, die von sich sagen, sie seien Feministen. Wenn ihr Feministen seid, wenn ihr für Gleichberechtigung seid und wenn euch klar ist, dass Frauenrechte Menschenrechte sind, dann tut jetzt was. Und damit meine ich nicht, dass ihr euch die Nägel lackieren sollt.Super Safe SpaceSaskia Hödl ist freie Journalistin und Autorin aus Wien. Sie war bis 2022 Leiterin des Ressorts „taz zwei & Medien“. Alle vier Wochen schreibt sie hier die Super Safe Space-Kolumne



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Von Veritatis

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