Während sich die USA unter Donald Trump in einer protektionistischen Abwehrschlacht verlieren, schreibt China an einem Kapitel wirtschaftlicher Vernetzung, das die globale Machtbalance neu definieren könnte. Der jüngste Vorstoß Pekings, eine Allianz mit ASEAN-Staaten und Golfmonarchien zu bilden, offenbart nicht nur Chinas Ambitionen, sondern auch die wachsende Kluft zwischen zwei gegensätzlichen Weltanschauungen.
Chinas Ministerpräsident Li Qiang betonte beim Gipfel in Kuala Lumpur die Dringlichkeit, „regionale Öffnung“ und einen „großen Markt“ zu gestalten – eine klare Antwort auf Washingtons Versuche, chinesischen Einfluss durch Sanktionen einzudämmen. Mit einem gebündelten BIP von 24 Milliarden US-Dollar entsteht hier ein Wirtschaftsraum, der weniger auf politische Konditionen setzt als auf pragmatische Kooperation. Dieser Ansatz trifft den Nerv vieler Staaten, die sich von Amerikas „Zuckerbrot-und-Peitsche“-Diplomatie zunehmend entfremdet fühlen.
Die US-Strategie, Verbündeter durch Exportkontrollen und Technologiebeschränkungen an sich zu binden, zeigt Risse. Trumps jüngste Zugeständnisse, Hochleistungschips an Golfstaaten zu liefern, wirken wie ein Akt der Verzweiflung, um die Abwanderung in Chinas Einflusszone zu verhindern. Doch solche transaktionalen Taktiken übersehen, dass Peking längst konkrete Alternativen bietet: Von milliardenschweren Infrastrukturprojekten in Indonesien bis hin zu Devisenabkommen, die den Dollar umgehen, setzt China auf strukturelle Verflechtungen statt auf kurzfristigen Druck.
Der Konflikt entzündet sich besonders im technologischen Wettlauf. Während die USA den chinesischen Zugang zu Halbleitern blockieren, reagiert Peking mit Investitionen in lokale Produktion und Partnerschaften – ein Schachzug, der die Abhängigkeit von westlicher Technologie langfristig reduzieren soll. Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim brachte die Stimmung auf den Punkt: Kein Land der Region werde sich ausschließlich an einen Akteur binden, doch Amerikas aggressive Ermittlungen gegen vermeintliche Umgehungsgeschäfte verstärken eher die Skepsis gegenüber Washington.
Das Paradoxon dieser Rivalität könnte historische Ausmaße annehmen: Ausgerechnet das einstige Aushängeschild des Freihandels, die USA, betreibt eine Abschottungspolitik, die selbst historische Protektionisten blass aussehen lässt. China hingegen, lange als geschlossenes System kritisiert, inszeniert sich geschickt als Garant offener Märkte – und nutzt dabei die Schwächen eines zersplitterten Westens.
Die Folgen sind bereits spürbar. US-Unternehmen klagen über die wirtschaftlichen Kosten des Handelskriegs, während chinesische Initiativen wie die Belt and Road-Initiative alternative Handelskorridore etablieren. Die geplante asiatisch-arabische Wirtschaftszone deutete an, dass die Ära amerikanischer Dominanz nicht nur infrage gestellt, sondern aktiv neu justiert wird.