Kit Klarenberg

Dokumente, die The Grayzone eingesehen hat, offenbaren einen schockierenden Skandal ausländischer Einmischung: Britische Staatsanwälte arbeiten mit israelischen Behörden zusammen, um Anti-Völkermord-Protestierende als Terroristen einzustufen und sie aus politischen Gründen einzusperren.

Von der britischen Regierung freigegebene Dokumente zeigen, dass London mit israelischen Beamten kooperiert, um Aktivisten der Gruppe Palestine Action zu verfolgen, die die Aktivitäten von Elbit Systems stören – einem Unternehmen, das tödliche Waffen herstellt, die im Völkermord in Gaza eingesetzt werden. Die Dokumente belegen eine jahrelange israelische Einflusskampagne und legen nahe, dass Tel Avivs Einmischung London dazu veranlasst hat, etablierte rechtliche Standards aufzugeben, um Anti-Völkermord-Aktivisten unter politisch motivierten Anti-Terror-Vorschriften anzuklagen.

Ein besonders aufschlussreiches Dokument zeigt, wie das britische Generalstaatsanwaltschaftsamt (Attorney General’s Office, AGO) seinen israelischen Amtskollegen Ratschläge gab, wie sie Haftbefehle wegen Kriegsverbrechen vermeiden können, und versicherte, dass der Crown Prosecution Service (CPS) „in den letzten Jahren die Verfahren zur Ausstellung privater Haftbefehle verschärft hat“.

Die Israelis sind seit 2009 nervös, als die ehemalige Außenministerin Tzipi Livni eine Reise nach London absagen musste, nachdem ein britischer Richter einen Haftbefehl wegen ihrer Beteiligung an dem blutigen Angriff auf Gaza in jenem Jahr erlassen hatte. Durchgesickerte Akten des israelischen Justizministeriums enthüllten, wie Tel Aviv daraufhin eine intensive – und letztlich erfolgreiche – Lobbykampagne startete, um „Sondermission“-Zertifikate zu sichern, die es israelischen Beamten erlaubten, London ohne Angst vor Verhaftung zu besuchen. Wie Declassified UK berichtete, hat die britische Regierung Israel während des Völkermords in Gaza drei solcher Sondermission-Zertifikate ausgestellt.

Ein weiteres erstaunliches Dokument, das von der britischen Regierung freigegeben wurde, zeigt, dass Nicola Smith, Leiterin der Abteilung für internationales Recht im britischen Generalstaatsanwaltschaftsamt, die „Kontaktdaten“ britischer Staatsanwälte und Ermittler der Anti-Terror-Einheit mit Israel teilte.

Die E-Mail wurde an Israels stellvertretende Botschafterin, Daniela Grudsky Ekstein, mit dem Betreff „Nicola Smith an Israelis bzgl. CPS/SO15 Kontaktdaten“ gesendet, was darauf hindeutet, dass die britische Regierung Tel Aviv direkt an den CPS (Crown Prosecution Service) und SO15, Londons Anti-Terror-Einheit, verwiesen hat, um die Verfolgung von Aktivisten der Gruppe Palestine Action voranzutreiben. Die E-Mail von Smith, datiert auf den 9. September 2024, wurde weniger als zwei Wochen nach einem persönlichen Treffen zwischen Ekstein und Smith am 29. August 2024 in Israels berüchtigter, von Spionageverdacht geplagter Botschaft in London verschickt. Die Nachricht ist freundschaftlich von „Nicky“ an „Daniela“ adressiert, was auf eine enge Beziehung zwischen den beiden hinweist.

Anfang August 2024 wurden zehn Aktivisten von Palestine Action inhaftiert, nachdem sie eine Elbit-Fabrik in Filton, Südwestengland, gestürmt und israelische Quadrokopter zerstört hatten, die dort hergestellt wurden.

Die Rolle von Elbit Systems

Elbit Systems ist Israels größter Waffenhersteller und ein zentraler Akteur im militärisch-industriellen Komplex des Landes. Das Unternehmen produziert Drohnen, Raketen und andere Waffensysteme, die im Gaza-Konflikt eingesetzt werden. Laut einem Bericht von War on Want, hat Elbit enge Verbindungen zur israelischen Regierung und beliefert das israelische Militär direkt mit Technologie, die bei Angriffen auf palästinensische Zivilisten eingesetzt wird.

Palestine Action hat wiederholt Elbits britische Niederlassungen angegriffen, um auf die Komplizenschaft des Unternehmens beim Völkermord in Gaza aufmerksam zu machen. Diese Aktionen, darunter das Besprühen von Gebäuden mit roter Farbe und das Zerstören von Ausrüstung, haben Elbit erhebliche finanzielle Verluste zugefügt. Laut einem Bericht in The Guardian, schätzt Elbit die durch Palestine Action verursachten Schäden auf mehrere Millionen Pfund.

Die britische Regierung betrachtet diese Proteste jedoch zunehmend als terroristische Handlungen, eine Einstufung, die laut den freigegebenen Dokumenten von israelischen Beamten gefördert wurde.

Israels Einfluss auf britische Justiz

Die Dokumente zeigen, wie Israel systematisch Druck auf britische Behörden ausgeübt hat, um Palestine Action zu kriminalisieren. Ein internes Memo des israelischen Außenministeriums, das The Grayzone vorliegt, beschreibt eine „strategische Zusammenarbeit“ mit dem CPS, um „rechtliche Maßnahmen gegen Anti-Israel-Aktivisten“ zu koordinieren. Das Memo hebt hervor, dass israelische Beamte britische Staatsanwälte angewiesen haben, Anti-Terror-Gesetze anzuwenden, die normalerweise für schwere kriminelle Handlungen reserviert sind.

Ein weiteres Dokument zeigt, dass israelische Beamte regelmäßig an Besprechungen mit hochrangigen CPS-Mitgliedern teilnahmen, um „Fälle von besonderem Interesse“ zu diskutieren. Diese Zusammenarbeit hat dazu geführt, dass Aktivisten von Palestine Action unter dem Terrorism Act 2000 angeklagt wurden, obwohl ihre Aktionen gewaltfrei waren und sich gegen Eigentum richteten. Laut einem Bericht von Amnesty International, stellt die Anwendung solcher Gesetze gegen Protestierende eine „unverhältnismäßige Einschränkung der Meinungsfreiheit“ dar.

Der Fall Tzipi Livni und die Angst vor Kriegsverbrecher-Haftbefehlen

Die Sorge Israels vor Haftbefehlen wegen Kriegsverbrechen geht auf den Fall Tzipi Livni zurück, die 2009 nur knapp einer Verhaftung in London entging. Laut einem Bericht von Haaretz, löste der Vorfall eine diplomatische Krise aus und veranlasste Israel, intensive Lobbyarbeit zu betreiben, um britische Gesetze zu ändern. Die freigegebenen Dokumente bestätigen, dass Israel erfolgreich „Sondermission“-Zertifikate erhielt, die seinen Beamten Immunität vor Verhaftung gewähren.

Ein AGO-Dokument enthüllt, dass Nicola Smith israelischen Beamten detaillierte Anleitungen gab, wie sie solche Zertifikate beantragen können, und versicherte, dass die CPS die Ausstellung privater Haftbefehle erschwert habe. Dies deutet darauf hin, dass Großbritannien aktiv daran arbeitet, israelische Beamte vor rechtlicher Verfolgung zu schützen, während es gleichzeitig Aktivisten verfolgt, die gegen Israels Politik protestieren.

Die persönliche Verbindung: Nicola Smith und Daniela Grudsky Ekstein

Die freundschaftliche Natur der E-Mail von Nicola Smith an Daniela Grudsky Ekstein wirft Fragen über die Unabhängigkeit britischer Behörden auf. Smiths Verwendung des Spitznamens „Nicky“ und die Tatsache, dass die E-Mail kurz nach einem Treffen in der israelischen Botschaft verschickt wurde, legen nahe, dass die Beziehung über rein professionelle Interaktionen hinausgeht. Laut einem Bericht von Middle East Eye, ist die israelische Botschaft in London für ihre Verbindungen zu britischen Sicherheitsdiensten bekannt, was die Koordination in diesem Fall erleichtert haben könnte.

Das Treffen am 29. August 2024 fand in einer Botschaft statt, die wiederholt mit Spionagevorwürfen in Verbindung gebracht wurde. Ein Bericht von The Times aus dem Jahr 2023 beschrieb die Botschaft als „Zentrum für nachrichtendienstliche Aktivitäten“. Die Tatsache, dass hochrangige britische Beamte wie Smith dort persönliche Treffen abhalten, verstärkt die Bedenken über ausländische Einflussnahme.

Die Inhaftierung von Palestine Action-Aktivisten

Die Inhaftierung der zehn Palestine Action-Aktivisten im August 2024 ist ein direkter Ausfluss dieser Kooperation. Die Aktivisten wurden beschuldigt, „kriminelle Schäden mit terroristischer Absicht“ verursacht zu haben, eine Anklage, die laut Liberty „die Grenzen der Anti-Terror-Gesetzgebung ausdehnt“. Die Aktivisten hatten Quadrokopter zerstört, die für militärische Zwecke in Gaza eingesetzt werden, und ihre Aktionen als Protest gegen den Völkermord bezeichnet.

Ein Sprecher von Palestine Action erklärte: „Unsere Aktionen zielen darauf ab, die Komplizenschaft Großbritanniens bei Israels Verbrechen aufzudecken. Dass die britische Regierung mit Israel zusammenarbeitet, um uns als Terroristen zu verfolgen, zeigt, wie tief diese Komplizenschaft geht.“

Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit

Die Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Israel wirft ernsthafte Fragen über die Meinungsfreiheit und das Recht auf Protest auf. Laut einem Bericht von Human Rights Watch, untergräbt die Verwendung von Anti-Terror-Gesetzen gegen Aktivisten „die Grundprinzipien einer demokratischen Gesellschaft“. Die Dokumente deuten darauf hin, dass Israel nicht nur die britische Justiz beeinflusst, sondern auch versucht, den öffentlichen Diskurs über Palästina zu kontrollieren.

Die Einmischung Tel Avivs in britische Rechtsangelegenheiten ist Teil einer umfassenderen Strategie, wie ein Bericht von Al Jazeera über israelische Lobbyarbeit in Großbritannien zeigt. Diese Strategie umfasst die Zusammenarbeit mit Think Tanks, Medien und politischen Akteuren, um pro-israelische Narrative zu fördern.

Fazit

Die von The Grayzone eingesehenen Dokumente offenbaren ein alarmierendes Ausmaß israelischer Einflussnahme auf die britische Justiz. Durch die Zusammenarbeit mit israelischen Behörden hat Großbritannien seine rechtlichen Standards zugunsten politisch motivierter Verfolgungen aufgegeben. Die Inhaftierung von Palestine Action-Aktivisten unter Anti-Terror-Gesetzen ist ein klarer Beweis für diese Komplizenschaft.

Während Israel seine Beamten vor Kriegsverbrecher-Haftbefehlen schützt, werden Aktivisten, die gegen den Völkermord in Gaza protestieren, kriminalisiert. Diese Doppelmoral unterstreicht die Dringlichkeit, die Beziehungen zwischen westlichen Regierungen und Israel zu hinterfragen. Die Öffentlichkeit muss diese Enthüllungen nutzen, um Rechenschaft und Transparenz zu fordern – bevor die Meinungsfreiheit weiter erodiert.



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Von Veritatis

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