Nach dem Treffen in Istanbul erklärte die russische Regierung, dass nicht mit einem raschen Durchbruch bei den Gesprächen über eine Waffenruhe zu rechnen sei. „Es wäre falsch, sofortige Lösungen und Fortschritte zu erwarten“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau.
Ein Treffen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump halte er „in der nahen Zukunft“ für „unwahrscheinlich“, so Peskow. Ein solches Treffen sei nur möglich, wenn russische und ukrainische Unterhändler eine Einigung erzielten. Aktuelle Meldungen zum Ukraine-Krieg im Ticker.
Pistorius schließt erneute US-Hilfen für die Ukraine nicht aus
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat erneute US-Hilfen für die Ukraine nicht ausgeschlossen. Es gebe bislang „keine Anzeichen“, dass der Stopp finanzieller Unterstützung Washingtons für Kiew „endgültig“ sei, sagte Pistorius am Rande eines Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe (UDCG) am Mittwoch in Brüssel. „Es kann passieren, ja, aber die Europäer sind bereit und Deutschland ist bereit, hier in die Verantwortung zu gehen“, fügte der Verteidigungsminister hinzu.
Es werde sich zeigen, „was wir kompensieren können“, sagte Pistorius. Deutschland setze gleichzeitig darauf, dass beim Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Washington „Bewegung erreicht werden kann“, erläuterte der Minister.
Merz wollte am Mittwochabend nach Washington aufbrechen, um dort am Donnerstag US-Präsident Donald Trump zu treffen. Nach dessen Amtsübernahme im Januar haben die USA keine weiteren Finanz- oder Militärhilfen für die Ukraine auf den Weg gebracht und zwischenzeitlich sogar von der Vorgängerregierung beschlossene Unterstützung ausgesetzt. Auch die Leitung der UDCG, mit der die Hilfe für die Ukraine koordiniert wird, gab Washington nach Trumps Amtsübernahme ab.
Bei dem Treffen im sogenannten Ramstein-Format unter Leitung Deutschlands und Großbritanniens am Mittwoch in Brüssel ging es darum, wie die Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland weiter unterstützt werden kann. Pistorius kündigte an, die Arbeit der Gruppe neu organisieren zu wollen.
Russland zerstört deutsches Flugabwehrsystem
Das russische Militär hat ein von Deutschland an die Ukraine geliefertes Flugabwehrsystem des Typs Iris-T zerstört. Die Anlage sei im Gebiet Dnipropetrowsk von einer Iskander-Rakete getroffen worden, schrieb das Verteidigungsministerium in Moskau auf seinem Telegramkanal.
Dazu stellte es einen etwa halbe Minute langen Videoclip. „Infolge des Schlags wurden zerstört: die Radarstation, der Raketenwerfer, der Leitstand und zwei Begleitfahrzeuge“, heißt es.
Iris-T ist ein moderner Flugabwehrkomplex mit kurzer Reichweite. Deutschland hat seit dem Beginn der russischen Invasion sechs solcher Batterien an die Ukraine übergeben. Sie dient der Ukraine vor allem zum Schutz großer Städte im Hinterland.
Ein Verlust wäre schwerwiegend, eine unabhängige Überprüfung der Information ist bisher nicht möglich.
London liefert 100.000 Drohnen an die Ukraine
„Das Vereinigte Königreich verstärkt seine Unterstützung für die Ukraine, indem es in diesem Jahr Hunderttausende zusätzlicher Drohnen liefert und einen wichtigen Meilenstein bei der Bereitstellung kritischer Artilleriemunition erreicht“, erklärte Verteidigungsminister John Healey.
Russische Truppen rücken in der Region Sumy vor
Demnach verfolge der Kreml weiterhin das früher erklärte Ziel, entlang der ukrainischen Grenze eine sogenannte „Pufferzone“ zu schaffen.
Selenskyj ändert Spitze der Militärführung
Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj verändert die Spitze seiner Militärführung. Der bisherige Heereschef Mychajlo Drapatyj sei ab jetzt von Organisationsaufgaben wie der Mobilmachung, dem Training und der Vorbereitung von Rekruten befreit. „Drapatyj wird sich als Kommandeur der Vereinigten Streitkräfte ausschließlich auf Gefechtsfragen konzentrieren, damit er sich zu 100 Prozent der Front widmen kann.“
Der Kompetenzbeschneidung war ein russischer Raketenangriff auf einen Truppenübungsplatz in der Region Dnipropetrowsk vorausgegangen. Drapatyj hatte als Konsequenz aus dem Fiasko, bei dem zwölf Soldaten ums Leben kamen und Dutzende verletzt wurden, vor zwei Tagen seinen Rücktritt angeboten. Der 42-Jährige gilt als einer der fähigsten ukrainischen Generäle.
Zudem ernannte Selenskyj Oleh Apostol zum Chef der Fallschirmjägertruppen und Robert Browdi zum Chef der Drohnentruppen.
Neue Militärhilfen für Kiew in Aussicht
Die Verteidigungsminister aus Deutschland, Großbritannien und zahlreichen anderen Staaten wollen heute in Brüssel weitere Militärhilfen für Kiew koordinieren. Zu dem Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe wird auch der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow erwartet. Er soll über die Lage an der Front informieren.
Geleitet wird das Treffen im NATO-Hauptquartier in Brüssel von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und dessen britischem Kollegen John Healey. Die beiden Politiker ersetzen damit in dem Format erneut den früheren US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, der die rund 50 Staaten umfassende sogenannte Ramstein-Gruppe initiiert und bis zum Regierungswechsel in Washington geleitet hatte.
NATO bestätigt Einladung der Ukraine zum Gipfel in Den Haag
Die NATO hat die Ukraine zum Treffen der Staats- und Regierungschefs der Allianz Ende Juni eingeladen. Er könne bestätigen, „dass die Ukraine mit uns in Den Haag sein wird“, sagte ein NATO-Vertreter. Die Tagesordnung des NATO-Gipfels werde „zu gegebener Zeit“ veröffentlicht.
Eine Tonne explosives Material: Ukraine meldet Angriff auf Krim-Brücke
Die Ukraine hat einen Angriff auf die Kertsch-Brücke, die das russische Festland und die Halbinsel Krim verbindet, für sich reklamiert. Der ukrainische Geheimdienst SBU teilte mit, die Brücke ein drittes Mal, dieses Mal unter Wasser, angegriffen zu haben.
Der SBU erklärte, Geheimagenten hätten mehr als eine Tonne explosives Material an einem der Brückenpfeiler unter Wasser angebracht. Am Dienstag sei der erste Sprengsatz gezündet worden.
Der Geheimdienst veröffentliche Aufnahmen, die eine Explosion und umherfliegende Trümmer zeigen. Auf einem Foto sind Schäden an der Seite der Brücke zu sehen. Wie groß der verursachte Schaden an der 19 Kilometer langen Brücke ist, blieb zunächst unklar.
Wie russische Staatsmedien berichtete, war die Brücke am Dienstag für etwa vier Stunden für den Verkehr gesperrt. Am Nachmittag (Ortszeit) schien die Brücke wieder normal in Betrieb zu sein.
Weniger Flugzeuge beschädigt als erklärt
Bei der Geheimoperation „Spinnennetz“ mit Drohnenattacken gegen russische Militärflughäfen gab es weniger zerstörte Flugzeuge als von Kiew genannt. Aus neuen Angaben des ukrainischen Generalstabs geht hervor, dass die russischen Streitkräfte zwölf Flugzeuge eingebüßt haben sollen.
Flugzeugtypen nannte der Stab nicht. Der Geheimdienst SBU hatte zuvor von 41 zumindest beschädigten Flugzeugen gesprochen, darunter das Frühwarnflugzeug Berijew A-50, Tupolew Tu-95, Tu-22 und Tu-160.
Selenskyj feierte den Angriff als „absolut brillanten Erfolg“. Anderthalb Jahre Vorbereitung seien vorausgegangen. Attackiert wurden Stützpunkte in den Regionen Iwanowo, Rjasan und Murmansk im europäischen Teil Russlands, Irkutsk in Sibirien und Amur im Fernen Osten.
Ukrainische Delegation in Washington
Eine Delegation hochrangiger ukrainischer Regierungsmitglieder ist für Gespräche mit der US-Regierung in Washington eingetroffen. „Wir haben vor, über Unterstützung bei der Verteidigung, die Lage auf dem Schlachtfeld und eine Stärkung der Sanktionen gegen Russland zu sprechen“, erklärte der Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak.
Neben Jermak reisten auch die ukrainische Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko und Vertreter des ukrainischen Verteidigungsministeriums in die USA.
US-Senator: China soll bestraft werden, damit der Krieg enden kann
Der republikanische US-Senator Lindsey Graham, der verschärfte Sanktionen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg erarbeitet, sprach sich in einem ARD-Interview für eine härtere Gangart gegenüber Russland aus.
„Es ist jetzt an der Zeit, Putin zu bestrafen.“ Putin spiele ein Spiel und es sei nun an der Zeit, die Sanktionen gegen Rusland und China zu verschärfen. „Wir müssen sicherstellen, dass es keine neuen Kriege gibt. (…) Das funktioniert aber nicht, das mit dem Zuckerbrot,“ fügte er mit Blick auf die nach seinen Worten „Charme-Offensive“ von US-Präsident Donald Trump gegenüber Putin hinzu.
Graham ist federführend an der Ausarbeitung eines neuen, überparteilichen US-Sanktionspakets gegen Russland beteiligt, das auch Länder treffen soll, die russisches Öl und russische Rohstoffe importieren.
Besonders China müssten die Sanktionen treffen, damit der Krieg endet, sagte Graham. „Ich glaube schon immer, dass dieser Krieg nicht endet, bis China einen Preis dafür bezahlt, dass es Putin hilft.“ China sei der größte Kunde für billiges russisches Öl und helfe der russischen Armee.
Graham hatte nach einem Besuch in der Ukraine am Montag in Berlin unter anderem Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) getroffen.
Selenskyj wirft Moskau Angriff auf Zivilisten vor
Nach russischen Raketenangriffen auf die Stadt Sumy mit drei Toten hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Moskau den vorsätzlichen Beschuss von Zivilisten vorgeworfen.
Bei den russischen Angriffen in Sumy seien fast 20 Menschen verletzt worden, erklärte der Leiter der Stadtverwaltung, Oleh Grygorow.
Die russische Armee erklärte unterdessen, einen weiteren Ort in der Region Sumy eingenommen zu haben. Das Dorf Andrijiwka etwa fünf Kilometer von der russischen Grenze entfernt stehe unter der Kontrolle der russischen Streitkräfte.
Mit Material der Nachrichtenagenturen