Die internationalen Finanzmärkten atmeten in der letzten Woche erleichtert auf, denn China und die Vereinigten Staaten einigten sich auf ein Rahmenabkommen für ihre Handelsbeziehungen. Der Vertrag bedarf noch der Zustimmung der beiden Präsidenten Donald Trump und Xi Jinping, doch zunächst einmal scheint es, als wäre die Kuh vom Eis. Aber ist dem wirklich so? Haben die Unternehmen im Westen jetzt tatsächlich wieder einen freien Zugang zu den Seltenen Erden und anderen als kritisch eingestuften Rohstoffen? Und wenn ja, für wie lange?
Amerikanische Vertreter erklärten nach dem Abschluss der Beratungen, dass das neue Handelsabkommen auf dem im Mai in Genf erzielten Abkommen zur Lockerung von Vergeltungszöllen basiere. Dieses war wegen Chinas Beschränkungen für den Export von Seltenen Erden und anderen kritischen Mineralien wie Antimon ins Stocken geraten.
Für die Vereinigten Staaten war die Aufhebung der chinesischen Beschränkungen für den Export von Seltenen Erden ein grundlegender Teil des Abkommens. Ohne sie hätte es keine Einigung gegeben. Das zeigt einerseits, dass die chinesische Seite die Seltenen Erden ganz bewusst als Druckmittel in Verhandlungen mit den USA einsetzt und diesen Vorteil für sich zu nutzen weiß.
Andererseits wird aber auch deutlich, wie unverzichtbar der Zugang zu diesen Mineralien für all jene Unternehmen ist, die auf dem Weltmarkt auch morgen noch ihre Produkte erfolgreich absetzen wollen. Nach dem Abschluss des Abkommens erklärten beide Seiten, dass die bilateralen Verhandlungen bei Bedarf weiter fortgesetzt werden.
Dauerhafte Verständigung oder nur eine zeitweilige Beruhigung der Lage?
Dieser Bedarf könnte schneller wieder akut werden als den meisten Marktteilnehmern bewusst ist, denn zum einen sitzt im Weißen Haus in Washington mit Donald Trump ein Präsident, der in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat, wie schnell und auch wie grundlegend er seine Meinung ändern kann. Das von ihm in seiner ersten Präsidentschaft ausgehandelte nordamerikanische Freihandelsabkommen bezeichnete er in diesem Frühjahr als einen besonders schlechten Vertrag und belegte Kanada und Mexiko unverzüglich mit hohen Strafzöllen.
Es ist gewiss zu begrüßen, wenn Washington und Beijing direkt mit einander sprechen und nicht nur als Reaktion auf die Aktionen des jeweils anderen massiv an der Zoll- und Sanktionsschraube drehen. Erfreulich ist auch, dass man in der Lage war, einen Kompromiss zu finden. Selbstverständlich ist dies jedoch keineswegs.
Dazu ist die Rivalität zwischen beiden Ländern viel zu groß. Hier geht es nicht nur um ein paar Milliarden mehr oder weniger Welthandel, sondern knallhart um die Weltherrschaft. Zwar wird allgemein davon gesprochen, dass die unipolare Welt nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nun von einer multipolaren Welt abgelöst werde, doch wirtschaftlich, politisch wie auch militärisch dominieren derzeit China und die Vereinigten Staaten das Geschehen.
Deshalb haben wir allen Grund zu der Annahme, dass dieser Konflikt uns auch in den kommenden Jahren erhalten bleibt.