Fidel Karsto hat eine gewissen Berühmtheit erreicht. Fidel Karsto ist ein Exil-Wessie, der es seit Jahrzehnten im Elbflorenz aushält. Er ist zudem ein Mann spontaner Entscheidungen, aber geben wir ihm doch selbst das Wort:
„Im November 2024 jährt sich der Mauerfall zum 35. Mal. Doch noch immer sprechen wir von Ost- und Westdeutschland, von der ausbleibenden Angleichung des Ostens an den Westen [nicht etwa umgekehrt!!] – in ökonomischer und politischer Hinsicht sowie hinsichtlich der Mentalität und Identität. Wir fragen: Sind ost- und westdeutsch überhaupt noch gültige Kategorien und wenn ja, wie sehen diese aus? Wie wünschenswert ist eine Angleichung? Welche Erwartungen wurden seit damals erfüllt und enttäuscht? Welche Vorstellungen und Wünsche gibt es für das geeinte Land in Zukunft?“
Wir diskutieren mit:
Agnès Arp, promovierte Historikerin und Leiterin der Oral-History-Forschungsstelle der Universität Erfurt
Jana Hensel, Journalistin und Autorin (u.a. „Zonenkinder“ und „Wer wir sind. Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein“)
Dr. Hendrik Berth, Psychologe und Professor an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden
Dr. Gert Pickel, Professur für Religions- und Kirchensoziologie Universität Leipzig
Moderation: Dr. Justus H. Ulbricht
Es sollte eine schöne, eine harmonische Veranstaltung werden, in deren Verlauf ideologisch Gleichgesinnte, die im eigenen Saft braten, sich gegenseitig in den gehegten und gepflegten Vorurteilen bestätigen und den Zuschauern, die wohl in ihrer Mehrzahl gekommen sind, um sich einmal mehr zu vergewissern, auf der richtigen, der guten Seite der Ideologie zu stehen, einmal mehr ihre Gelehrtheit zu demonstrieren, etwas, was im Fall von – greifen wir wahllos einen der Anwesenden, Gert Pickel, heraus, schwierig sein dürfte. Pickel ist einer, der an Mitte-Studien mit-dilettiert, und – wie wir schon vor einigen Wochen geschrieben haben, zeichnet sich der Religiossoziologe zwar durch den für Religion unablässigen Glauben aus, da er seine Kompetenz in seinen Glauben einschließt, ist dies aber eher misslich, wie wir schon einmal hier ausgeführt haben:
„Belassen wir es bei diesem kurzen Ausschnitt. Es ist schon schlimm genug, und legen zunächst den Religionssoziologen aus Leipzig, dem man nahelegen sollte, das mit der empirischen Sozialforschung zu lassen, und sich zunächst mit einem Grundkurs in Logik zu befassen ad acta. Der Weggzug jedes Fünften [oben war es noch jeder Vierte – offenkundig gibt es hier Umrechnungsprobleme] ist nur dann ein Problem für Wissen, Know-how und Wirtschaftskapazität, wenn der Wegziehende Wissen mitnimmt, Know-how besitzt und nicht als Arbeitsloser in sozialen Seilen hängt. Was der Herr Professor für Kirchen- und Religionssoziologie hier tut, ist die Verkündung mit der Offenbarung zu verwechseln: Nicht jeder, der sich als Heiliger inzensiert, ist auch einer, wie der Professor eigentlich wissen sollte. Auf die, die Wegziehen, trifft das genauso zu. Nicht jeder ist ein Verlust, so mancher ist ein Gewinn für die Gesellschaft, die ihn los wird.“
Bei allen Unterstützern bedanken wir uns bereits an dieser Stelle sehr HERZLICH!
Geplant war in Dresden also eine Wohlfühlveranstaltung, in deren Verlauf sich die zusammengekommene Wohlfühlgruppe zuerst der eigenen moralischen und natürlich kognitiven Überlegenheit über all die Untermenschen versichert, die auch Jahrzehnte nach der deutschen Einigung noch ein ostdeutsch-nicht-linkes Ding machen wollen und dieses Ding damit zum Unding machen, dass sie AfD wählen oder mit der Pegida marschieren, wo doch jeder weiß, dass der Volksgenosse im anti-rassistisch-anti-homophoben-anti-rechsextremen-pro-LSBTIQen-feministischen-Trans-Humanismus marschiert.
Es hätte so schön werden können. Ossis bashen. Sich überlegen fühlen. Sich wichtig fühlen. Zwei Zentimeter wachsen, mindestens. Gestärkt, ob der Bestätigung der eigenen Gesinnung nach Hause gehen. Sich wie ein rwichtiger Mensch fühlen … hätte … können.
Aber Sie haben die Rechung ohne den Mann gemacht, der sich Fidel Karsto nennt. Ein Mannheimer. Ein Kurpälzer Krischer.
Er hat Anstoß daran genommen, dass die Wohlfühlgruppe, ihre Wohlfühl-Atmosphäre und ihr gemeinsames Wohlfühlerlebnis dadurch herstellen wollte, dass sie auf die Ostdeutschen, die es wagen, anders zu wählen als man es in der Wohlfühlgruppe der gelangweilt Selbstgerechten für richtig hält, eingeschlagen und sich in diesem Zusammenhang als Demokraten nach eigener Ansicht mit antidemokratischer Agenda entlarvt haben. Und wie das nun einmal in der Wohlfühlgruppe so ist: anderer Meinungen, vor allem, wenn sie abweichen, stören das allgemeine Wohlbefinden und müssen mit autoritären Mitteln wie dem Abdrehen des Mikrophons geahndet werden, auf dass der Podiumsmob kraft elektronischer Sprachverstärkung ungestört über den Stummgeschalteten herfallen kann.
Indes, sie haben die Rechnung ohne einen waschechten Pälzer Krischer gemacht. Aber hören Sie selbst.
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