Unter den Leistungsträgern im Politikbetrieb ragt im Moment ein Mann ganz besonders hervor: Der Christdemokrat Thorsten Frei aus Baden-Württemberg war ein Top-Verhandler bei den Sondierungen. Jetzt wird er schon als Minister gehandelt


Thorsten Frei bei der konstituierenden Sitzung des 21. Deutschen Bundestags, März 2025

Foto: Imago/dts-Nachrichtenagentur


In seinem berühmten Vortrag „Politik als Beruf“ fragt Max Weber, ob ein Politiker eher einer Ethik der Verantwortung folgen solle oder einer der Gesinnung. Aber was, wenn weder Verantwortung noch Gesinnung vorliegt? In solchem Fall spricht man von Karriere.

Mag die Demokratie auch die beste aller möglichen Welten sein, so bringt sie doch nicht immer die besten Demokraten hervor. Um die politische Klasse scheint es generell nicht gut bestellt, Idealisten haben es in allen Parteien schwer. Doch ragt derzeit unter den Leistungsträgern im Politikbetrieb ein Mann ganz besonders hervor.

Thorsten Frei, baden-württembergischer Abgeordneter für den Schwarzwald-Baar-Kreis und das Obere Kinzigtal, seines Zeichens parlamentarischer Geschäftsführer der Union

52;hrer der Unionsfraktion im Bundestag und demnächst wohl Bundesminister eines Schlüsselressorts (Inneres, Justiz oder Chef des Bundeskanzleramts).In den Nachrichten dauerpräsent mit seiner etwas betulichen Eloquenz, war der 51-jährige Jurist einer der Top-Verhandler bei den Sondierungen zur nächsten Bundesregierung. Aber auch ein Mann „ohne Gewissen“, wie der Stern unlängst Boris Pistorius zitierte, der erbost war über Freis starre Haltung bei den Asylverhandlungen. „Humanität und Verantwortung für andere Menschen? Null Komma null.“Der frühere Oberbürgermeister von Donaueschingen – dort 2012 mit einem SED-Ergebnis von 99,2 Prozent gewählt! – gilt bei nicht wenigen Christdemokraten als der kommende Mann, was Menschen, die ihn schon länger kennen, nicht weiter überraschen dürfte, wie zum Beispiel frühere Mitschüler.Konservative Haltung von Thorsten Frei kaum noch übertreffbarDie 1993er-Abiturzeitung des Scheffelgymnasiums Bad Säckingen zeigt den jungen Frei als Imperator im Cäsar-Kostüm. Unter der Überschrift „BLACK IS BEAUTIFUL“ heißt es, er sei der schwärzeste aller bisherigen JU-Kreisvorsitzenden und an konservativer Haltung kaum noch übertreffbar und damit der „Lieblingsschüler aller rechtsgerichteten Kräfte unseres Lehrkörpers“.Sein unantastbarer heiliger schwarzer Koffer, sein lange aufrechterhaltener Ruf als Anti-Alkoholiker, der während der Klassenfahrt nach Berlin arg ins Schwanken geraten sei, sein Geiz und nicht zuletzt seine fantastische Rhetorik charakterisierten ihn als „zukünftigen Bundeskanzler“. Schon im Alter von sechzehn Jahren habe Thorsten Frei angekündigt: „Ich werde eines Tages der mächtigste Mann in diesem Land sein.“Vielleicht kommt noch was dazwischen. Und vielleicht sollte man gerade Leuten, die schon immer gierig nach Macht gestrebt haben, ebendiese Macht verweigern.Placeholder image-1Sucht und OrdnungKarsten Krampitz hat zuletzt im Verbrecher-Verlag das Buch Pogrom im Scheunenviertel. Antisemitismus in der Weimarer Republik und die Berliner Ausschreitungen 1923 veröffentlicht und schreibt im Freitag die monatliche Kolumne „Sucht und Ordnung“.



Source link

Von Veritatis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert