Bei einem israelischen Luftangriff sind nach palästinensischen Angaben nahe der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens dutzende Menschen getötet worden. Die palästinensischen Führer warfen Israel in der Nacht zum Montag vor, absichtlich ein Lager für Vertriebene in der Nähe von Rafah angegriffen zu haben und sprach von einem „abscheulichen Massaker“.

Die israelische Armee erklärte, bei dem Angriff sei ein von der Hamas genutztes Gelände bombardiert worden.

Wer schoss zuerst?

Der israelische Luftangriff folgte auf Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Nach israelischen Angaben waren am Sonntag mindestens acht Raketen aus Rafah auf Israel abgefeuert worden. Einige der Geschosse, die auf das Landesinnere zielten, seien abgefangen worden, teilte die israelische Luftabwehr mit.

In Tel Aviv und im Zentrum Israels wurden die Bewohner mit Sirenenalarm aufgefordert, Schutz vor den Raketen zu suchen, wie AFP-Journalisten berichteten. Es war der erste Raketenalarm in der Region seit Monaten. Aus dem Zentrum des Landes wurden mindestens drei Explosionen gemeldet.

Der bewaffnete Arm der Hamas erklärte, er habe einen „großen Schwall Raketen“ auf die israelische Metropole Tel Aviv abgefeuert. Es handele sich dabei um eine Reaktion „auf die zionistischen Massaker gegen Zivilisten“, hieß es in der Erklärung der Essedin-al-Kassam-Brigaden.

Hamas-Komplex getroffen

Die israelische Armee teilte mit, bei dem Luftangriff sei ein „Hamas-Komplex in Rafah getroffen worden, in dem wichtige Hamas-Terroristen tätig waren“. Der Angriff mit „Präzisionsmunition“ habe sich gegen „legitime Ziele“ gerichtet. „Präzise Geheimdienstinformationen“ hätten auf die Nutzung des Geländes durch die Hamas hinwiesen.

Bei dem Angriff wurden nach israelischen Armeeangaben zwei ranghohe Hamas-Vertreter getötet. Neben Jassin Rabia, dem maßgeblichen Kopf hinter den Terroraktivitäten der Hamas im Westjordanland, sei auch der ranghohe Hamas-Terrorist Chaled Nagar getötet worden. Beide seien maßgeblich an der Planung und Finanzierung von Anschlägen beteiligt gewesen und hätten das Leben israelischer Soldaten auf dem Gewissen. Die Armee erklärte, sie prüfe Berichte, „die darauf hinweisen, dass infolge des Angriffs und des Feuers mehrere Zivilisten in der Gegend verletzt wurden.“

Die Hamas rief zu Protestaktionen gegen das israelische „Massaker“ auf. „Wir rufen die Massen unseres Volkes im Westjordanland, in Jerusalem, in den besetzten Gebieten und im Ausland dazu auf, sich zu erheben und mit Wut zu marschieren“, erklärte die islamistische Palästinenserorganisation.

Netanjahu will, dass sich der 7. Oktober nicht wiederholt

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu bekräftigte vor einer Kabinettssitzung am Sonntagabend, dass er gegen ein Ende des Kriegs und einen Rückzug der israelischen Armee im Gazastreifens ablehne.

Eine Erfüllung der entsprechenden Forderungen der Hamas würde dazu führen, dass die Palästinenserorganisation „in der Lage sein wird, die Gräueltaten vom 7. Oktober immer wieder und wieder zu begehen“, hieß es in einer Erklärung seines Büros.

Der Internationale Gerichtshof hatte Israel jüngst verpflichtet, den Militäreinsatz in Rafah unverzüglich zu beenden. Entscheidungen des Weltgerichts sind bindend. Allerdings besitzen die UN-Richter keine Machtmittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen.

Am 26. Mai begleiteten mehrere Tausend Menschen in Tel Aviv den Beerdigungszug einer israelischen Geisel, deren Leiche israelische Soldaten vergangene Woche im Gazastreifen geborgen hatten. Der zweifache Vater hatte am 7. Oktober vergangenen Jahres das Supernova-Musikfestival besucht und war dort während des beispiellosen Massakers der Hamas und anderer Terroristen in die Fänge der Islamisten geraten. Seine Familie lud die Öffentlichkeit ein, mit der Teilnahme an der Trauerprozession still für die Rückkehr aller Geiseln zu demonstrieren.

Erstmals seit einer Vereinbarung zwischen Ägypten und den USA wurden Hilfslieferungen für den Gazastreifen vom gesperrten ägyptischen Grenzübergang Rafah über die israelische Passagierstelle Kerem Schalom umgeleitet. Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender „Al-Kahira News“ sprach von 200 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern.

Reaktionen aus Berlin und Peking

Auf dem Demokratiefest in Berlin kam es am Sonntag bei einer Veranstaltung mit Außenministerin Annalena Baerbock zu lautstarken Protesten. Aus Wut über den Umgang der Bundesregierung mit dem Gaza-Krieg störten mehrere Teilnehmer mit lauten Rufen und Bannern eine Debatte der Grünen-Politikerin mit Bürgern.

Sie forderten Baerbock unter anderem auf, Waffenlieferungen an Israel sofort zu stoppen. Baerbock versuchte, die Fragen ruhig zu beantworten und forderte die Störer auf, Drohungen zu unterlassen.

Der ägyptische Präsident Fatah al-Sisi und die Staatsoberhäupter weiterer arabischer Staaten reisen in dieser Woche nach Peking. Im Rahmen ihres Staatsbesuchs von Dienstag bis Samstag nehmen sie unter anderem an der Eröffnungszeremonie der Ministerkonferenz des chinesisch-arabischen Kooperationsforums teil, wie das Außenministerium in Peking mitteilte.

Neben al-Sisi werden der König von Bahrain, Hamid bin Isa al-Chalifa, der tunesische Präsident Kais Saied und der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Mohammed bin Sajed al-Nahjan, in der chinesischen Hauptstadt erwartet.

China versucht, sich als Vermittler im Konflikt zwischen Israel und der terroristischen Hamas zu positionieren. Peking zeigte sich in der Vergangenheit solidarisch mit Palästina, Peking unterstützt eine Zweistaatenlösung im israelisch-palästinensischen Konflikt.

Peking ist in diesem Konflikt kein neutraler Vermittler. Pekings Ziel ist, die USA aus der Region zu vertreiben und möglichst viel Einfluss auf die Öl- und Energiewirtschaft zu gewinnen. Eine Militärbasis am Roten Meer hat die Kommunistische Partei Chinas bereits im ostafrikanischen Dschibuti.

Verhandelt wird im Gaza-Krieg unter anderem in Kairo. Die Beziehungen der kommunistischen Führung Pekings zu Ägypten sind eng. Unter al-Sissi Amtszeit haben sich die bilateralen Beziehungen zwischen Ägypten und China intensiviert, wobei China beträchtliche Investitionen in Ägypten getätigt hat. (afp/dpa/red)




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Von Veritatis

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