In der „Dunkelkammer“ packt der Salzburger Nachrichten-Redakteur Peter Gneiger im Gespräch mit dem Journalisten Nikolaus Nikbakhsh über die Freimaurer aus. Vor allem SPÖ und ÖVP stellen prominente Köpfe aus der Politik in dem umstrittenen Geheimbund – etwa Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig, kurz: “unserem Bruder Ludwig”, wie Kneiger es ausdrückte.

Ausschluss wegen Regelverstoßes

Kneiger war 16 Jahre lang Freimaurer in Salzburg, zuletzt als “Meister vom Stuhl“. Er verließ den Männerbund, nachdem er wegen eines Regelverstoßes einem internen Gerichtsverfahren unterzogen worden war und ein einjähriges Besuchsverbot für alle Freimaurerlogen in Österreich erhalten hatte.

Loge “Marc Aurel” in Wien besonders mächtig

Die “Brüder“ der Logen genießen laut Gneiger zahlreiche Vorteile. Er spricht von wirtschaftlichen Netzwerken, Vorteilsnahme und einem „Staat im Staat“. Die gegenseitige Bevorzugung innerhalb des Bundes bezeichnet er als “Geschäftsmaurerei“. Dabei nennt er bekannte Namen aus der Politik – etwa Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, angeblich Mitglied der Loge “Marc Aurel“. Diese gilt als eine der einflussreichsten Logen in Wien. Auch Wiens Ex-SPÖ-Finanzstadtrat und jetziger Umweltminister Peter Hanke, Wien-Holding-Chef Kurt Gollowitze und der Signa-Lobbyist Robert Moser sollen ihr angehören. ÖVP-Wien-Obmann Karl Mahrer wird ebenfalls einer Loge zugerechnet, will sich, ebenso wie Ruck, dazu allerdings nicht äußern.

Nicht alle mutmaßlichen Freimauer stehen dazu

Bürgermeister Ludwig, Minister Hanke und Lobbyist Moser – dem Vernehmen nach ein besonders hochrangiger Freimaurer – wollten sich gegenüber dem Kurier nicht zu einer möglichen Freimaurer-Mitgliedschaft bekennen. Aber auch an anderen Stellen der Stadt Wien riecht es nach Geheimbündelei: Julian Jäger, Vorstandsdirektor der Flughafen Wien AG, soll ebenfalls Mitglied einer Loge sein. Dagegen behauptete Ralph Vallon, Ex-Berater der Wiener Stadtwerke, Wiener Linien und Wien Energie, nicht Mitglied einer Loge zu sein.

Bekannt ist hingegen die Mitgliedschaft des Industriellen Hans Peter Haselsteiner und des SPÖ-nahen Rechtsanwalts Gabriel Lansky.

Doskozil: Freimaurerei größerer Machtfaktor als SPÖ-Mitgliedschaft

Hans Peter Doskozil (SPÖ), Landeshauptmann des Burgenlandes, beschäftigte sich in seiner Autobiografie “Hausverstand” mit der Freimaurerei und ihrem politischen Einfluss in der Sozialdemokratie. Ursprünglich plante Doskozil, konkrete Namen bekannter Freimaurer in der SPÖ zu nennen, beließ es jedoch bei einer Anekdote. Kneiger berichtet, dass Doskozil selbst von einem Mitglied der Freimaurer und Politiker der burgenländischen Landesregierung angeworben worden sei. Dieser habe jedoch schnell klargestellt, dass er an einer Mitgliedschaft kein Interesse habe. In seinem Buch schreibt Doskozil zudem, dass die Freimaurerei einen Machtfaktor darstelle, der mitunter mehr Loyalität hervorrufe als die SPÖ-Mitgliedschaft.

“Philosophischer Debattierklub”

Offiziell gibt sich die Freimaurerei harmlos. Der Wiener Jurist, Unternehmer und Aufsichtsratsvorsitzende des Rudolfinerhauses, Georg Semler, Großmeister der österreichischen Loge, beschreibt sie im profil als lediglich diskrete Vereinigung, die “Humanität, Toleranz und das Verständnis für andere Menschen” vertrete und mildtätige Arbeit leiste. Auch Ex-Freimaurer und Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte sich in der Vergangenheit zu seiner früheren Mitgliedschaft in einer Loge geäußert und die Freimauer als “philosophischen Debattierklub“ bezeichnet – dabei sah er keinen Grund, sich für die (ehemalige) Mitgliedschaft zu schämen.

Auch Teichtmeister war Freimaurer

Kneiger hat sich jedoch klar von der Freimaurerei distanziert – auch wegen Fällen wie dem des wegen Besitzes von Kinderpornografie zu einer sehr milden Strafe verurteilten Schauspielers Florian Teichtmeister oder dem des ehemaligen Hypo-Alpe-Adria-Chefs Wolfgang Kulterer, beide einst Freimaurer.

Freimaurer in Wiener SPÖ weiter mächtig

Weitere führende Mitglieder der Wiener SPÖ sollen ebenfalls Freimaurer sein – darunter Josef Taucher, Vorsitzender des SPÖ-Klubs im Wiener Gemeinderat, und der Zweite Landtagspräsident Christian Meidlinger. Als Michael Häupl als Bürgermeister zurücktrat, soll es laut Kneiger intern darum gegangen sein, ob ihm Andreas Schieder oder der mutmaßliche Freimaurer Michael Ludwig nachfolgen solle – letzterer galt dabei als Favorit der in der Wiener SPÖ einflussreichen Freimaurer.

Doppelmitgliedschaften besonders gefährlich

Besonders kritisch sieht Gneiger die sogenannten „Kombinierer“, die in verschiedensten Bereichen Einfluss nehmen – etwa im ÖVP-nahen Cartellverband (CV). Ein prominentes Beispiel sei der ehemalige ORF-Generalintendant Gerhard Weis. Auch andere Medienschaffende seien unter den Mitgliedern österreichischer Logen.

Freiheitliche nur ungern gesehen

Andersdenkende sind in der Freimaurerei weniger gern gesehen: FPÖ-Mitglieder würden laut Gneiger “nur mit Bauchweh geduldet“, bei den Grünen sei eine Mitgliedschaft bereits ein Problem.

Renommierte Anwälte kümmern sich um skurrile Freimaurer-Prozesse

Der Kulinarik-Redakteur der Salzburger Nachrichten kritisiert vor allem die mangelnde Transparenz. Im Interview mit Nikbakhsh – seinem Cousin – beklagt er, dass über andere Mitglieder nicht gesprochen werden dürfe und interne Verfahren nach einer eigenen Verfassung ablaufen, auf die Freimaurer sogar schwören müssten. Solche Verfahren würden oft von namhaften Juristen abgewickelt, die seiner Meinung nach Wichtigeres zu tun hätten. Auch der Name von Hofrat Manfred Stimmler, ehemaliger Kammeramtsdirektor der Wiener Rechtsanwaltskammer, wird in diesem Zusammenhang genannt.

Freimaurer in fast alle Finanz-Skandale verwickelt

Laut Gneiger waren in “99,5 Prozent” der Finanz-Skandale der letzten 25 Jahre Freimaurer verwickelt – ein erheblicher Anteil, gemessen an ihrer geringen Zahl innerhalb der männlichen Gesamtbevölkerung. Er hätte genügend Brüder kennengelernt, die ihm über vermeintliche Korruptions-Fälle berichtet hätten. Die von den Freimaurern vielbeschworene Mildtätigkeit gebe es hingegen kaum, da würden die sogenannten “Service Clubs” deutlich mehr leisten.



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Von Veritatis

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