Nach drei Jahren Verspätungen und ohne die versprochenen Grundlagen ist in Schwäbisch Gmünd eine 20 Millionen Euro teure Wasserstoffanlage in Betrieb gegangen. Das Projekt offenbart exemplarisch die Schwächen der deutschen Wasserstoffstrategie: Hohe Kosten, unklare Wirtschaftlichkeit und fehlende Nachfrage treffen auf politischen Aktionismus. Wieder einmal wird Steuergeld für ein utopisches Projekt verschwendet.

Die Geschichte der Gmünder Wasserstoffanlage liest sich wie ein Lehrstück über einen völlig überzogenen Optimismus der Klimafanatiker. Bereits im Juni 2022 verkündete die Stadt stolz das “klimaneutrale” Gewerbegebiet “Aspen” mit einem französischen Elektrolyseur als Herzstück. Die Anlage sollte Unternehmen anlocken und “spätestens Anfang 2024” produktionsreif sein. Doch wie so oft bei derartigen Prestigeprojekten blieb es bei vollmundigen Ankündigungen.

Tatsächlich nahm die Anlage erst am 22. Mai 2025 den Betrieb auf – ohne Einweihungsfeier und vor allem ohne die versprochenen Grundlagen. Der für die Wasserstoffproduktion beworbene “grüne Strom” existiert schlicht nicht. Die acht geplanten Windräder sollen “irgendwann später” folgen, wie selbst der sonst so grün-affine SWR lakonisch bemerkte. Auch die beworbene Abwärmenutzung für das städtische Schwimmbad ist nirgendwo zu sehen.

Fehlende Kunden und explodierende Kosten

Die ernüchternde Bilanz wird durch die Kostensteigerungen komplettiert. Aus ursprünglich budgetierten Summen wurden 20 Millionen Euro, finanziert mit 6,3 Millionen Euro EU-Fördergeldern aus dem “HyFIVE”-Programm. Diese Subventionsabhängigkeit entlarvt bereits die mangelnde Wirtschaftlichkeit des Projekts. Wie ein kritischer Journalist der Rems-Zeitung nach einem Besuch bei der französischen Herstellerfirma Lhyfe treffend analysierte: Das stärkste Argument für den Elektrolyseur dürften die Fördermillionen sein.

Die entscheidende Frage nach der Nachfrage bleibt unbeantwortet. Speditionen lehnen den teuren Wasserstoff ab, potenzielle Industriekunden sind nicht erkennbar. Selbst die Klimafanatiker-Stadtratsfraktion “sozial-ökologisch-links” stellte bereits 2024 unbequeme Fragen: Wo sind die versprochenen 2000 bis 3000 Arbeitsplätze? Wer soll den produzierten Wasserstoff abnehmen? Die Antworten blieb die Stadtverwaltung schuldig.

Muster gescheiterter Wasserstoffträume

Das Gmünder Debakel reiht sich nahtlos in eine Serie gescheiterter oder unrentabler Wasserstoffprojekte ein. Bereits das milliardenschwere “Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie” der mittlerweile abgewählten Ampel-Regierung produzierte mehr Pressemitteilungen als wirtschaftlich tragfähige Lösungen. Ähnlich erging es regionalen Leuchtturmprojekten von der Nordsee bis zum Bodensee, die mit großen Versprechungen starteten und in der wirtschaftlichen Realität versandeten.

Die Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse bleibt ein energetisches Verlustgeschäft: Für die Herstellung wird etwa dreimal so viel Strom benötigt, wie später durch den Wasserstoff nutzbar ist. Diese physikalischen Grenzen lassen sich nicht durch Subventionen oder politischen Willen überwinden. Hinzu kommt die komplizierte Handhabung des explosiven Gases, das spezielle Infrastruktur und Sicherheitsvorkehrungen erfordert.

Die Gmünder Wasserstoffanlage steht damit symbolisch für eine Energiepolitik, die ideologische Ziele über wirtschaftliche Vernunft stellt und Steuerzahler für teure Experimente zur Kasse bittet. Während andernorts pragmatische Lösungen gesucht werden, produziert Deutschland weiterhin subventionierte Wasserstoffträume – ohne Kunden, ohne Mehrnutzen und ohne Aussicht auf Rentabilität.



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Von Veritatis

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