Haushaltsentwurf 2025: Hohe Investitionen, hohe Schulden
Die Bundesregierung rechtfertigt die neue Schuldenpolitik mit der Notwendigkeit, Investitionen in Infrastruktur, Verteidigung und Digitalisierung zu tätigen. Kanzler Merz sprach von einer „Wende in der Wirtschaftspolitik“ und erklärte:
„Nichts zu tun und keine Investitionen zu ermöglichen, wäre keine bessere Alternative.“
Merz: Stimmungsumschwung und Reformbereitschaft
Mit Blick auf das Bürgergeld kündigte Merz umfassende Reformen an. Ziel sei es, eine echte Grundsicherung für Bedürftige zu schaffen und Fehlanreize zu beseitigen. Derzeitige Leistungen würden oft falsche Signale setzen, so Merz. Entscheidungen sollen im Herbst folgen.
Heftige Kritik von AfD und Linken
Die Partei- und Fraktionschefin der AfD warf Merz vor, die Politik der Ampel-Vorgängerregierung aus SPD, Grünen und FDP fortzusetzen und nicht wie vor der Bundestagswahl versprochen die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten, etwa bei der Stromsteuer. Weidel beschuldigte Merz, stattdessen „das Geld der Bürger, das Ihnen nicht gehört, zum Fenster hinauszuwerfen“. Weidel sprach von einem „unersättlichen, verschwenderischen Staat“.
Merz habe vor der Wahl Reformen und eine Reduzierung der Staatsausgaben versprochen, mache nun aber gemeinsam mit Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) mehr Schulden. „So geht Ihre Kanzlerschaft als größter Wahlbetrug in die deutsche Geschichte ein“, sagte Weidel an Merz gerichtet. Die Migrationspolitik der Regierung sei reine „Schaufensterpolitik“, der Familiennachzug werde nur „homöopathisch“ eingeschränkt.
SPD: Balanceakt zwischen Regierungsverantwortung und Profilierung
CSU und CDU verteidigen Haushalt – und attackieren frühere Ampelregierung
„Es waren doch die Grünen, die unser Land finanziell geknebelt haben.“
Grüne warnen vor klimapolitischem Rückschritt
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer betont Erinnerungskultur
Vielen Linken gilt der frühere Chefredakteur des „Focus“ und Gründer des Magazins „Cicero“ Weimer als zu konservativ. In seiner ersten Rede im Bundestag nahm Weimer nun Stellung zu seiner kulturpolitischen Ausrichtung und betonte die Bedeutung historischer Erinnerung.
In Deutschland entstehe zunehmend ein „Milieu vergessener Gewissen“, sagte Weimer. Kulturpolitik müsse daher immer auch Erinnerungskultur sein. Besonders wichtig sei ihm die finanzielle Stärkung des Jüdischen Museums in Berlin. „Gerade in einer Zeit, in der jüdisches Leben in Deutschland wieder Bedrohung erfährt, brauchen wir Orte wie diesen, die Haltung zeigen“, so der Staatsminister.
Weiterhin übte Weimer deutliche Kritik an kulturellen Strömungen aus dem Ausland. Spielfilme aus Hollywood bezeichnete er als Beispiel für eine zunehmend uniforme und marktgetriebene Kultur. Auch mit der staatlich gelenkten Kulturpolitik Chinas ging er hart ins Gericht. Deutschland und Europa dürften sich in kulturpolitischen Fragen nicht unterordnen, betonte Weimer. Es gelte, die eigenen kulturellen Institutionen zu stärken und selbstbewusst für europäische Werte und kulturelle Vielfalt einzutreten.
Kanzleretat Thema des Vormittags
Staatsministerin Elisabeth Kaiser, zuständig für Ostdeutschland, soll 18,22 Millionen Euro erhalten – eine leichte Aufstockung. Die Integrationsbeauftragte Natalie Pawlik (SPD) wechselt organisatorisch ins Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Ihr Budget beträgt 28,4 Millionen Euro, rund sieben Millionen weniger als im Vorjahr.
Der Unabhängige Kontrollrat, der die technische Aufklärung des Bundesnachrichtendienstes überwacht, soll 11,6 Millionen Euro erhalten. Personalkosten machen mit rund 2,7 Millionen Euro einen geringeren Anteil aus als die sächlichen Verwaltungsausgaben von 7,1 Millionen Euro.
Verabschiedung des Haushaltes im Herbst
Die Haushaltsberatungen im Bundestag setzen sich bis Freitag fort. Nach der Generaldebatte über den Kanzleretat stehen nun die Einzelpläne der Ressorts zur Diskussion. Dabei werden unter anderem die Etats für das Auswärtige Amt, das Bundesministerium der Verteidigung sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beraten. Im Anschluss daran erfolgt die Überweisung des gesamten Haushaltsentwurfs an den Haushaltsausschuss. Dieser wird in den kommenden Wochen die Einzelpläne im Detail prüfen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen. Eine abschließende Verabschiedung des Bundeshaushalts für das Jahr 2025 ist für den Herbst dieses Jahres vorgesehen.
Die Bundesregierung verfolgt mit dem Haushalt das Ziel, bestimmte politische Vorhaben zu finanzieren, darunter Investitionen in Infrastruktur, Verteidigung, Digitalisierung, Bildung und soziale Sicherungssysteme. Trotz der vorgesehenen Neuverschuldung soll mit den geplanten Ausgaben die Grundlage für eine längerfristige wirtschaftliche Entwicklung gelegt werden.
Im Rahmen der kommenden Haushaltswochen wird erwartet, dass sich der Fokus verstärkt auf konkrete Ressortpläne richtet. Dabei dürften insbesondere Fragen zur Finanzierung von Sozialleistungen, Klimaschutzmaßnahmen, Bildungsprogrammen, Verteidigungsausgaben und Investitionsvorhaben in ländlichen Regionen eine Rolle spielen. Auch die genaue Verwendung der Mittel aus Sondervermögen sowie die Rolle der Schuldenbremse werden voraussichtlich Gegenstand weiterer parlamentarischer Diskussionen sein. Bis zur endgültigen Beschlussfassung des Haushalts bleibt somit Raum für politische Debatten und Änderungsanträge.