Wie hart kann man einen Traum-Stoff verpfuschen? Die Antwort gibt das ZDF ab Mittwoch in der Mediathek.
Klaas Heufer-Umlauf ist eines der wenigen Promi-Gesichter in der ersehnten Film-Umsetzung von Frank Schätzings 2004 veröffentlichtem Roman, und mit diesem sagt er alles: Auf Bildschirme starrend bemüht sich der Star-Moderator im “Schwarm” angestrengt, einen angestrengt-bemühten Bootstechniker darzustellen, der auf Bildschirme starrt und vorgesagte Koordinaten wiederholt. Das ist nicht nur herzzerreißend schlecht – es fasst die ganze Serie zusammen, an der, kurz gesagt, nur erstaunlich ist, wie konsequent sie es in epischer Langweiligkeit schafft, wirklich jede Steilvorlage aus dem Buch entweder liegen zu lassen oder zu verstolpern.
Eigentlich keine schlechte Chancen
Dabei hatte die Adaption ja wegen der geringen Erwartungen eigentlich gar keine schlechten Chancen, obwohl das Buch als quasi unverfilmbar galt: Der knapp vier Millionen Mal verkaufte Umwelt-Thriller schildert schließlich den epochalen Angriff einer nichtmenschlichen Tiefsee-Intelligenz gegen die Menschheit, wobei mal eben Nordeuropa halb überflutet wird und größere Schiffskatastrophen noch die kleinsten Probleme sind. Dazu kommt ein reiches und charaktervolles Figuren-Ensemble: Obwohl das theoretisch einen sensationellen Film im Emmerich-Format mit darunterliegend echt sinnvoller Handlung ergeben könnte, winkten für Hollywood bereits Mitte der Nuller angefragte Genre-Experten wie Ridley Scott ab. 2007 erwarb Uma Thurman die Filmrechte, zur Verwirklichung kam es aber nie.
Doch mittlerweile haben zahlreiche Serienmacher via Streaming ja immer wieder bewiesen, dass man derart komplexe Stoffe ebenso tiefsinnig wie massentauglich aufbereiten kann, und zwar notfalls auch ohne optische Überwältigungseffekte. Das nährte dann doch die Hoffnung, eine Filmadaption des “Schwarm” könne auch abseits reiner Bildgewalt gelingen, zumal das Thema “Mensch gegen Natur” (letztere in metaphorischer Form als intelligente “Yrr” von Schätzing großartig in Szene gesetzt) nach wie vor aktuell ist. Und da wäre auch die überwältigende Wissensfülle des Buches, die allein schon eine spannende Serie abgeben würde – nicht umsonst konnte Schätzing kurz nach dem großen Roman-Erfolg mit “Nachrichten aus einem unbekannten Universum” aus seinen Recherche-Überhängen ein weiteres wunderbares Buch vorlegen.
Datenphrasen und fehlender Zentralkonflikt
Doch von all dem zeigt diese ärgerliche Serie: nichts. Die Faszination der wissenschaftlichen Zusammenhänge? Verdröppelt sich in
uninspirierten Schlagworten und Datenphrasen. Die vielen Charaktere, die jeweils für diverse Meinungsströme in der heutigen Menschheit stehen? Sterben in Nicht-Schauspiel und kargen Holzschnitt-Dialogen. (Unschönstes, aber beileibe nicht einziges Beispiel ist, dass ein Zentralkonflikt zwischen dem Umweltschützer Jack Greywolf und dem Forscher Leon Anawak, den man superaktuell hätte ausarbeiten können, einfach weggelassen wurde.)
Lahme und unemotionale Schlüsselszenen
Und der Thrill, der den Leser soghaft durch den fast tausendseitigen Wälzer zieht? Schlüsselszenen wie die Wal-Attacke auf Touristenboote oder der Tzunami in Europa, die Schätzing gänsehäutig beschreibt, sind unfassbar lahm und unemotional inszeniert, was ausdrücklich nicht an den (verzeihlichen!) Billigeffekten liegt. Als Krönung schaffen es die Macher, die atemberaubenden Originalschauplätze so unspektakulär zu filmen, dass man dafür gleich im Studio hätte bleiben können. Also: Warum? Diese Frage stellt man sich beim Zuschauen immer wieder, wenn man sich dabei ertappt, nur aus Verzweiflung weiterzuschauen: Da muss doch noch was kommen? Tut es aber nicht. Autor Schätzing hat ja bereits seinem Ärger Luft
gemacht, und er hat Recht: Schade um jeden Gebühren-Euro!