Die Polizei muss in einigen einschlägigen Freibädern in Berlin öfter mal aushelfen, die Becken zu räumen, da sich einige Badegäste trotz mehrfacher Aufforderungen nicht an die Regeln halten. Jetzt zog der Regierende Bürgermeister mit der Innensenatorin und der Bäderleitung die „Reißleine“ und vereinbarte neue Maßnahmen. Was denken die Badegäste? Epoch Times sprach mit einigen von ihnen.
Ausschreitungen zwischen jungen Erwachsenen und dem Sicherheitsdienst, aber auch unter den Badegästen selbst treten immer wieder in verschiedenen Freizeitbädern – nicht nur in Berlin –, sondern bundesweit auf.
Dabei fallen in der Hauptstadt jedoch drei Bäder besonders auf. Sie bezeichnete Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) als „Brennpunktbäder“ und vereinbarte mit der Bäderleitung, dass vor einem dieser Bäder nun wieder eine mobile Polizeiwache (großes Polizeifahrzeug mit Büroausstattung) eingerichtet wird.
Was war zuvor geschehen? Sonntagabend wurde das beliebte Columbiabad in Berlin-Neukölln vorzeitig geschlossen. Grund sollen „Auseinandersetzungen von jugendlichen Badbesuchern mit den Beschäftigten und dem Sicherheitsdienst des Bades“ sein, teilten die Berliner Bäder-Betriebe „rbb“ mit. Seitdem ist es geschlossen, mit offizieller Begründung des hohen Krankenstandes.
Und auch im Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg eskalierte die Situation am vergangenen Sonntag. Dort soll laut Polizei ein 20-jähriger Mann im Beisein eines 18-jährigen Begleiters ein Gespräch mit einem 14-jährigen Mädchen begonnen haben. Das Mädchen soll sich durch den Mann belästigt gefühlt haben und deswegen lautstark auf sich aufmerksam gemacht haben.
Ihr Bruder (17) soll dann mit mehreren unbekannt gebliebenen Männern dazugekommen sein und sofort auf den 20-Jährigen eingeschlagen haben. Später soll die gesamte Gruppe auf beide Männer eingeschlagen und sich im Anschluss aus dem Schwimmbad entfernt haben.
Ab Samstag gilt die Ausweispflicht
Daraufhin besuchten am Freitag der Regierende Bürgermeister und die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) für einen Ortstermin das Kreuzberger Prinzenbad. In einem Krisengespräch mit den Berliner Bäderbetrieben einigten sie sich gemeinsam auf mehrere Maßnahmen, die die Sicherheit der Badegäste erhöhen und die Mitarbeiter entlasten sollen.
Ab Samstag gilt daher am Eingang eine Ausweispflicht (Perso, Führerschein oder Schülerausweis) in den Freizeitbädern. Zudem ist am Columbiabad und Prinzenbad eine Videoüberwachung im Eingangsbereich geplant.
Nach Ermessen der jeweiligen Badeleitung erhalten die Bäder jetzt mehr Sicherheitskräfte (bisher 170 für alle Berliner Bäder). Auch werden die Besucherobergrenzen lageorientiert heruntergesetzt. Über die Einlass-Stopps entscheidet die Schichtleitung. Und: Die kürzlich erst gesperrten und sehr beliebten Rutschen und Sprungtürme können wieder genutzt werden, je nach Entscheidung der Schichtleitung.
Was es mit der Ausweispflicht auf sich hat, erklärte Wegner am Freitag: „Wir werden darauf achten, dass jeder, der in ein Freibad kommt, im Vorfeld registriert ist“, so Wegner. Und erklärte im ZDF-„Morgenmagazin“: Ziele sei es, „auffällig gewordene Täter von den Bädern fernzuhalten“. Sprich: Die Ausweispflicht soll helfen, Hausverbote umzusetzen.
Was halten die Badegäste von den geplanten Maßnahmen?
Um zu erfahren, was die Badegäste von den geplanten Maßnahmen halten und wie sie die Situation in den Bädern erleben, sprach Epoch Times am Freitag vor Ort mit Badegästen.
Der Neuköllner Fred (30) arbeitet als Sozialarbeiter mit Kindern und Jugendlichen. Er erklärt, dass er häufiger im Prinzenbad, aber auch im Columbiabad sei. „Ich bekomme natürlich mit, dass viele Jugendliche dort vor Ort sind und dass es oft zu Krawallen kommt oder ein bisschen lauter wird.“
Mehr Überwachung sei jedoch das falsche Signal. „Natürlich braucht es, wenn es zu Straftaten kommt, Polizei und auch Polizeischutz für die Betroffenen.“
Jedoch durch die Corona-Maßnahmen, wo Jugendlichen „quasi“ zwei Jahre nicht raus konnten und der zunehmenden häuslichen Gewalt plus dem Wegfall vieler Jugendangebote samt Schließung von Einrichtungen aufgrund von Geldkürzungen wundere er sich nicht über die Entwicklung. Er finde es traurig, „dass es so weit kommen muss“.
„Gewalt gegen Gewalt ist keine gute Idee“
Langfristig gesehen brauche es mehr Sozialarbeiter und mehr soziale Arbeit in den Familien. „Weil ich glaube, dass man mit Gewalt gegen Gewalt langfristig nicht gut dasteht“, so der Berliner.
Statt mit mobilen Polizeiwachen, wäre es in seinen Augen besser, den Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen und mit mehr Sozialarbeit da gegenzusteuern.
„Man könnte zum Beispiel ein Sozialzentrum im Freibad mit 5 bis 10 Sozialarbeitern eröffnen, die versuchen, Angebote für Jugendliche zu machen und Beziehung zu ihnen knüpfen.“ Dadurch würden die Jugendlichen aus Respekt gegenüber den Sozialarbeitern, die auch mit ihren Eltern in Kontakt wären, „gar nicht auf die Idee kommen, Randale zu machen“. Stattdessen hätten sie Bock was mitzugestalten und irgendwas zu kreieren oder was anzumalen oder was zu bauen, hofft der Sozialarbeiter.
Gegen die, die Bock auf Gewalt hätten und dafür ins Freibad kommen würden, helfe nichts anderes als ein Hausverbot, zeigt er sich sicher. „Wenn die Sicherheitskräfte das nicht schaffen durchzusetzen, dann muss es halt mit Polizei durchgesetzt werden.“ Aber dies sollte nur in Kombination mit Sozialarbeit in den Freizeitbädern geschehen, betont der 30-Jährige.
„Die haben ihre Gefühle nicht unter Kontrolle“
Ali (47), türkischstämmig, jedoch hier in Deutschland geboren und aufgewachsen, besucht das Prinzenbad bereits seit vielen Jahren.
Er erklärt, dass die „neuen Ausländer“, die jetzt Stress machen würden, Nordafros, wie die Syrier und andere arabisch Sprechende wären. „Die haben ihre Gefühle nicht unter Kontrolle und rasten bei Kleinigkeiten aus.“ Wenn er die Macht dazu hätte, würde er sie alle wieder nach Hause schicken. Er findet ihr Verhalten „nicht okay“. „Ich will in Frieden meinen Tag gestalten und ich hoffe, dass sich bald was ändert.“
Wahrscheinlich hätten die Menschen, die hier im Prinzenbad oder im Columbiabad Gewalt anwenden, es nicht anders im Elternhaus oder im Freundeskreis gelernt, sagt Ali. „Wenn man sich verbal nicht wehren kann, sehen sie immer nur das Schlagen als Ausweg.“
Am Columbiabad trefffen wir Manfred (53, Mediengestalter). Für ihn ist eine fehlende Integration von Migranten die Hauptursache für die häufigen Gewaltvorfälle in den Freizeitbädern und die kulturellen Unterschiede
„Unprofessionelles Auftreten der Sicherheitsleute“
Für den Medienschaffenden Paul (52) hingegen liegt das Problem auch an der massiven Präsenz von Sicherheitskräften in den Schwimmbädern und ihrem unprofessionellen Auftreten. Sie würden durch ihr Verhalten Situationen eskalieren lassen. Für ihn ist es nicht schlimmer in den Freizeitbädern geworden. „Früher waren es die Kurden, die in den Schwimmbädern für Unruhe sorgten, jetzt sind es häufiger Araber.“
Aus Gesprächen mit seinen ausländischen Nachbarn, beispielsweise einem Iraker, gehe hervor, dass sie ganz anders mit Konflikten umgehen würden als „wir“. Sein Nachbar hätte ihm Videos gezeigt, wo man sehe, was sie machen, wenn einer einem Geld schulde und es nicht zurückzahlt. In dem Video sah man, wie ein Iraker mit einer Kalaschnikow in das Haus vom Schuldner ging und das Geld einforderte, berichtet der Berliner. „Während wir hier die Polizei einschalten, regelt man dort vieles einfach durch Selbstjustiz.“
„Politik soll sich aus Schwimmbad heraushalten“
Familienvater Pepe Eckhardt mit seinem kleinen Sohn wollten auch mit uns sprechen. Er wohnt seit zehn Jahren in Berlin.
„Ich war letzten Sonntag hier, als in diesem Schwimmbad angeblich Dinge passiert sind.“ In der Zeitung habe ich später gelesen, dass jemand einem anderen eine aufs Maul gegeben hat. Man hat davon aber im Bad nichts mitbekommen. Es war die beste Stimmung. Es war total entspannt. Es waren zwar irre viele Leute drinnen, aber ich würde behaupten, so viel Spaß und Freude auf so engem Raum gibt es sonst nicht.
„Klar kann es hin und wieder mal zu kleinen Konflikten kommen. Aber was die Medien und gewisse Politiker daraus machen ist total gaga, ist völlig jenseits der Realität. Das Prinzenbad ist einer der besten Orte in Berlin. Die Berliner Bäder hatten letzte Saison, glaube ich, mehr als 2 Millionen Besucher. Dass da einer mal mit dem anderen aneinandergerät, kommt natürlich vor.“
„Sie machen jetzt Politik damit. Heute war ja sogar der Regierende Bürgermeister hier.Die Politik soll sich aus dem Schwimmbad heraushalten und die Leute sollen eine gute Zeit haben“, erklärt der Berliner erregt.
Ob es an den neuen Sicherheitsregelungen, die die Berliner Regierung mit der Leitung der Bäder vereinbarte, liegt oder ob plötzlich alle Kranken wiedergenesen sind: Auf jeden Fall ist das Columbiabad in Neukölln ab Montag wieder offen und hoffentlich dann bis zum Herbst, wenn die Badesaison in den Berliner Freibädern wieder endet.