James Corbett

Seit Jahrtausenden faszinieren und ängstigen Vorhersagen über das Ende der Welt die Menschheit. Von Papst Sylvester II., der im Jahr 999 das Ende für das Jahr 1000 prophezeite, über die englische Hexe Mother Shipton, die 1881 als Untergangsjahr nannte, bis hin zu modernen Spekulationen über den Maya-Kalender 2012 – Weltuntergangsszenarien sind ein fester Bestandteil der menschlichen Geschichte.

Doch warum sind solche Prophezeiungen so persistent, obwohl sie sich stets als falsch erwiesen haben? Warum hören Menschen immer wieder darauf? Und welche Rolle spielen diese Ängste in unserer heutigen Welt, insbesondere in Bezug auf Machtstrukturen und globale Kontrolle?

Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der aktuellen Folge des Corbett Report Podcasts, in der James Corbett die Psychologie hinter Weltuntergangsprognosen untersucht und dabei überraschende Verbindungen zu modernen politischen und technologischen Entwicklungen aufdeckt.

Eine Geschichte voller falscher Prophezeiungen

Die Liste apokalyptischer Vorhersagen ist lang. Schon im Jahr 66 n. Chr. erwartete die jüdische Essener-Sekte den Messias als Folge eines Aufstands gegen die Römer. Im 16. Jahrhundert berechnete der Mathematiker Michael Stiffel das Jüngste Gericht auf den 19. Oktober 1533, 8 Uhr morgens.

Auch die Panik um das Jahr 1000, angeblich ausgelöst durch Papst Sylvester II., gehört zu diesen Geschichten – auch wenn Historiker bezweifeln, dass solche Unruhen tatsächlich stattfanden. Selbst moderne Prophezeiungen, wie die eines japanischen Mangas aus den 1990er Jahren, der für den 5. Juli 2025 ein katastrophales Erdbeben in Japan vorhersagte, fügen sich in diese Tradition ein.

Doch trotz ihrer wiederholten Widerlegung finden solche Geschichten immer wieder ein Publikum.

Warum ist das so? Corbett argumentiert, dass die Faszination für das Ende der Welt tief in der menschlichen Psyche verwurzelt ist. Die Vorstellung eines finalen, alles verändernden Ereignisses – sei es Armageddon, wie es in der Bibel beschrieben wird, oder eine moderne Katastrophe wie ein Atomkrieg – spricht grundlegende Ängste und die Suche nach Sicherheit an.

Diese Ängste werden jedoch oft instrumentalisiert, um Kontrolle auszuüben.

Peter Thiel und die moderne Apokalypse

Ein überraschender Akteur in dieser Diskussion ist der Tech-Milliardär Peter Thiel, Gründer von Palantir und Mitbegründer von PayPal. In einem kürzlich geführten Gespräch brachte Thiel die Begriffe „Antichrist“ und „Armageddon“ in einen zeitgenössischen Kontext.

Er argumentiert, dass die Angst vor existenziellen Bedrohungen – sei es ein Atomkrieg, eine Klimakatastrophe, Biowaffen oder eine außer Kontrolle geratene Künstliche Intelligenz (KI) – oft dazu genutzt wird, die Idee einer globalen Regierung zu rechtfertigen.

Thiel beschreibt dies als einen Dreischritt: Erstens wird die Öffentlichkeit durch apokalyptische Szenarien in Angst versetzt; zweitens verlangt sie nach Frieden und Sicherheit; drittens tritt ein „Antichrist“ auf – in diesem Fall eine globale Autorität –, die diese Sicherheit verspricht, jedoch um den Preis der Freiheit.

Thiels Argument ist besonders aufschlussreich, da er selbst eine zentrale Figur in der Entwicklung von Technologien ist, die solche Ängste schüren könnten. Seine Firma Palantir arbeitet an autonomen Waffensystemen und Überwachungstechnologien, die in Konflikten wie dem in der Ukraine eingesetzt werden.

Corbett hebt die Ironie hervor: Thiel warnt vor den Gefahren eines „Antichrist“-Szenarios, während seine eigenen Projekte genau die Art von Technologien fördern, die solche Ängste verstärken könnten.

Ist dies ein Fall von „Offenlegung der Methode“, bei dem die Mächtigen ihre Pläne subtil enthüllen, oder lediglich ein Zufall?

Die Manipulation durch Angst

Corbett verweist auf historische Beispiele, wie den Film One World or None von 1946, produziert von der Federation of American Scientists. Dieser Propagandafilm forderte eine globale Kontrolle der Atomenergie, um eine nukleare Apokalypse zu verhindern – ein frühes Beispiel für die Idee, dass nur eine Weltregierung die Menschheit vor sich selbst retten kann.

Diese Narrative haben sich bis heute fortgesetzt: Vom Klimawandel (verkörpert durch Figuren wie Greta Thunberg) über Pandemien (wie Bill Gates’ Warnungen vor einer „Pandemic 2“) bis hin zur Angst vor KI-gesteuerten Waffen. Jede dieser Bedrohungen wird als Rechtfertigung für mehr Kontrolle und weniger individuelle Freiheit genutzt.

Das Muster ist klar: Problem, Reaktion, Lösung. Eine Bedrohung wird geschaffen oder aufgebauscht, die Öffentlichkeit reagiert mit Angst und Verlangen nach Sicherheit, und die „Lösung“ ist eine autoritäre Struktur, die diese Sicherheit verspricht.

Corbett warnt, dass selbst die unabhängigen Medien oft unbewusst in diese Falle tappen, indem sie apokalyptische Szenarien übertreiben und so die Angst nähren, die zu mehr Kontrolle führt.

Ein Aufruf zur Aktion statt Angst

Anstatt sich in apokalyptischen Ängsten zu verlieren, fordert Corbett seine Zuhörer auf, aktiv zu werden.

„Die wahren Rebellen“, sagt er, „sind nicht die, die vor ihren Bildschirmen kleben und über die nächste Bedrohung spekulieren. Es sind die, die in der realen Welt handeln – die in Gemeinschaftsgärten arbeiten, lokale Tauschsysteme aufbauen, mit ihren Kindern spielen oder sich ehrenamtlich engagieren.“

Statt Zeit mit der Angst vor einem nuklearen, klimatischen oder technologischen Armageddon zu verschwenden, sollten wir die Welt gestalten, die wir wollen.

Corbett schlägt vor, dass die ständige Beschäftigung mit Weltuntergangsszenarien genau das ist, was diejenigen wollen, die Macht über uns ausüben möchten. Indem wir unsere Energie darauf verwenden, vor Bedrohungen zu warnen, statt Lösungen zu schaffen, spielen wir ihren Plänen in die Hände.

Seine Botschaft ist klar: „Antichrist oder Armageddon? Wie wäre es mit keiner von beiden? Wie wäre es mit Aktivismus?“

Fazit

Die Geschichte der Weltuntergangsprophezeiungen zeigt, wie tief verwurzelt die Angst vor dem Ende in uns ist – und wie leicht sie manipuliert werden kann. Von biblischen Visionen bis hin zu modernen Warnungen vor KI oder Klimakatastrophen: Diese Narrative dienen oft dazu, Kontrolle zu rechtfertigen, sei es durch eine Weltregierung oder andere autoritäre Strukturen.

Figuren wie Peter Thiel, die solche Ängste thematisieren, während sie gleichzeitig Technologien entwickeln, die diese Ängste verstärken, werfen Fragen auf.

Corbett fordert uns auf, diesen Kreislauf zu durchbrechen, indem wir unsere Energie darauf verwenden, die Welt aktiv zu verbessern, statt uns von Angst lähmen zu lassen.

Wie Franklin D. Roosevelt einst sagte: „Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.“ Oder, wie Corbett es ausdrückt: „Geh raus. Berühre Gras. Baue die Welt, die du willst.“



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Von Veritatis

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